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Generation KI: Wie gestalten wir die Zukunft von KI in Kunst und Kultur?

KI wird in der Kultur bereits vielfältig eingesetzt. Sie hilft im Alltag, unterstützt bei kreativen Prozessen oder bringt Ordnung in das Archiv. In ihrem Vortrag berichten Marcus Voss und Sebastian Zimmermann von der KI-Agentur Birds on Mars aus ihrer Arbeit mit Kulturakteur:innen.

Dieser Vortrag von Marcus Voss und Sebastian Zimmermann von der KI-Agentur Birds on Mars fand im Rahmen einer Veranstaltung von kulturBdigital im November 2023 statt.

Sie hatte zum Ziel, nicht nur Impulse für den Einsatz Künstlicher Intelligenz zu liefern, sondern auch gemeinsam einen Blick auf Wissensstand und Bedarfe zum Thema in der Berliner Kulturszene zu werfen.

Im Anschluss an den Vortrag gab es Raum für Fragen und eine Diskussionsrunde. Ein paar der Themen und Diskussionsbeiträge haben wir ausschnitthaft für euch zusammengetragen:

Wie lernen Maschinen? Wie funktioniert künstliche Intelligenz?

  • Viel Material, keine abstrakten Repräsentationen. Es gibt KI-Anwendungen, die darauf ausgerichtet sind, Muster in Bildern zu erkennen. Auf der Basis der Daten, mit denen sie gefüttert werden, können sie Vorschläge für neue Bilder machen – oder für die Restaurierung beschädigter Bilder. Dabei lernen sie zwar an viel Material – über abstrakte Repräsentationen von Gegenständen oder Lebewesen verfügen sie aber normalerweise nicht, wie Birds on Mars im Q&A berichteten. So kann es passieren, dass eine KI ein Pferd im Stil eines impressionistischen Malers zeichnet, das malerisch sehr überzeugend ist – hätte das Pferd nicht ein fünftes Bein und einen zweiten Kopf.
  • Sprach-KIs (Large Language Models) sind Vorhersagemodelle ohne strukturierte Faktenbasis. Stellt man Anwendungen wie ChatGPT eine Frage, suchen sie in ihren Trainingsdaten nach den Worten, die am wahrscheinlichsten für eine Antwort sind. Die Frage „Wie heißt die Mutter von Tom Cruise?“ ist für sie laut Sebastian Zimmermann leicht mit „Mary Lee Pfeiffer“ zu beantworten, weil es zur Beantwortung dieser Frage viel verfügbaren Text in den Trainingsdaten gibt. Umgekehrt wäre die Frage „Wie heißt der Sohn von Mary Lee Pfeiffer?“ für sie wesentlich schwieriger zu beantworten.

Wie vorurteilsbehaftet ist Künstliche Intelligenz?

  • Fortschreibung von Ausschlüssen. In Kunst und Kultur wird diese Frage beispielsweise in der Rekonstruktion von fragmentiert erhaltener Kunst relevant. Eine KI kann hier auf der Basis besser erhaltener Kunstwerke aus der gleichen Epoche / von dem:der gleichen Künstler:in Vorschläge machen, wie das fragmentierte Bild ursprünglich ausgesehen haben könnte. Kunst, die aus unterschiedlichen Gründen (Zensur, mutwillige Zerstörung o.ä.) nicht oder schlechter erhalten wurde, erfährt durch diese Begünstigung der nicht-zensierten Kunst eine nachträgliche und zusätzliche Benachteiligung, wie ein Teilnehmer anmerkte.
  • Künstliche Intelligenz ist unlösbar mit gesellschaftlichen Diskursen verknüpft. Das machte das Birds on Mars-Team mit einem Beispiel deutlich: Wenn man KI-gestützte Sprachassistenten wie Alexa und Siri miteinander ins Gespräch bringt, landen sie schon kurz nach der gegenseitigen Begrüßung in Diskussionen über die Geschlechtsidentität – einfach, weil sie als jeweils nichtgeschlechtliche Computerprogramme versuchen, die gewünschte Ansprache des anderen Computerprogramms herauszufinden.

Wofür eignet sich KI im Kulturalltag?

  • Das wichtigste Gebot: klein anfangen, langsam steigern. Wenn Kulturakteur:innen in die Planung für ein KI-Projekt gehen, sollten sie laut Sebastian Zimmermann zunächst eine Liste der größten Stolpersteine ihres Alltags erstellen. Aus dieser Liste wird dann für das Projekt derjenige ausgewählt, der aus Expert:innen-Sicht potenziell am einfachsten mit einer KI-gestützten Anwendung zu lösen ist. Ist das erste Mini-Projekt geglückt und ein Grundverständnis erarbeitet, kann man weiterschauen.
  • KI kann bei vielem unterstützen – sollte aber keine finalen Entscheidungen treffen. Laut Birds on Mars-Team verbindet alle Kulturfelder, in denen KI professionell eingesetzt wird, das iterative, prozessorientierte Arbeiten. Eine KI-gestützte Anwendung kann Vorschläge machen, beispielsweise im kuratorischen Prozess. Sie kann ähnliche ästhetische Eigenschaften in Gemälden entdecken und sie in Bezug zu ästhetischen Eigenschaften von Literatur setzen. Die Entscheidung darüber, ob diese Zuordnungen sinnvoll sind, muss am Ende aber ein Mensch treffen.